Kurz:

Schöner sterben mit Ryan Gosling.

Lang:

Marc Forster was ist nur mit dir geschehen? Als Neuling ist der deutsch-schweizer Regisseur 2001 mit Monster’s Ball direkt auf der obersten Hollywood Etage mit mehreren Oscar Nominationen eingestiegen und hat die Welt von Halle Berrys Vorzügen überzeugt. Es folgten weitere Nominierungen für Finding Neverland und Stranger than Fiction. Ein äusserst solider Track-Record, möchte man meinen. Doch dann kam ein vom „Writers Strike“ geplagter James Bond, mit der Lizenz zur Karrieretötung. Ein Produktionsdesaster folgte dem nächsten.

In all diesem Trubel hat sich ein Film versteckt, welcher still und leise in einem ewigen Filmlimbus zu schweben scheint.

Stay wurde 2005 fälschlicherweise als Horrorstreifen vermarktet. Der offizielle Trailer schafft es noch heute, dem enthusiastischen Filmfreund als uninteressant zu erscheinen. Schade, denn dahinter versteckt sich ein packender und philosophischer Streifen, welcher kinematographische Höhenflüge leistet.

Der Psychiater Dr. Sam Foster (Ewan McGregor) übernimmt von einer erkrankten Kollegin die Behandlung ihres depressiven Patienten Henry Letham (Ryan Gosling). Der Kunststudent beklagt, er höre Stimmen und kündigt an, er wolle sich, getreu seinem Künstlervorbild, an seinem 21. Geburtstag das Leben nehmen. In seinem Versuch Letham von seinem Vorhaben abzuhalten und dessen Beweggründe ausfindig zu machen, begibt sich Foster auf eine spektakuläre Reise, welche zunehmend einem Fiebertraum gleicht.

Hier liegen die Stärken des Films, denn die Vermischung von Realität und Traum wird in meisterhaften Long-Takes und beeindruckenden Szenenbildern umgesetzt. Das Ganze wird von einer schwerelosen Kameraführung begleitet und einem eindrücklichem Soundtrack untermalt.

Hie und da beschwört Forster ein wenig zu viel Pathos, doch die Auflösung könnte berührender nicht sein und rundet einen Film ab, welcher unglaublich viel zu bieten hat. „Stay“ ist ein filmisches Bijou und zeigt einen Marc Forster, welchen wir irgendwo im Produktionssumpf von Hollywood verloren haben.

Fazit:

Zu Unrecht in kompletter Vergessenheit geraten, darf „Stay“ getrost mehrmals gesehen werden. Forster hat einen Film geschaffen, welcher von kinematographischer Poesie schöner nicht sein könnte und es schafft trotz Unmengen an Pathos und Philosophie nie träge zu werden. Und was seine Karriere angeht, wir wünschen ihm nur das beste für die Live-Action Adaptation von Winnie the Pooh. OK, „All I See Is You“ sieht auch nicht zu übel aus.

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