Kurz:

Solider Mystery-Thriller mit starkem Cast.

Lang:

Wie es sich für Mystery-Filme gehört, sollte man das Kino möglichst ohne zuviele Vorinformationen besuchen. Besonders wem ähnliche Filme wie etwa The Hateful Eight von Quentin Tarantino gefallen, der könnte auch hier auf seine Kosten kommen.

Kleinere Spoiler sind in der Review leider kaum zu vermeiden.

Ein alternder Priester, eine schwarze Sängerin, ein Staubsaugerverkäufer und eine junge Frau treffen sich in einem ehemaligen Glamour-Hotel. Was wie der Beginn eines schlechten Witzes klingt, ist das Setup des neuen Mystery-Thrillers Bad Times at The El Royale aus der Feder und in der Regie von Drew Goddard, der 2012 mit seinem Regie-Début Cabin in the Woods stark beeindruckte. Der Film brilliert auf technischer Ebene mit fantastischer Ästhetik und Soundkulisse. Besonders die erste Hälfte des Filmes bietet einen wahnsinnigen Spannungsaufbau, hat in der zweiten Hälfte aber auch seine Schwächen.

Eine Gruppe von Fremden trifft sich in Bad Times at The El Royale im namensgebenden El Royale Hotel an der Grenze, oder besser gesagt, auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada, in der Nähe von Lake Tahoe. Früher ein Hotspot der Reichen und Mächtigen, ist es Ende der 1960er Jahre ein heruntergekommener Ort vergangener Glorie.
Neben dem in die Jahre gekommenen Priester (Jeff Bridges – The Big Lebowski), dem Verkäufer (John Hamm – Mad Men, Baby Driver), der Sängerin (Cynthia Erivo) und der miesgelaunten jungen Frau Emily (Dakota Johnson – 21 Jump Street, 50 Shades of Grey), spielen auch noch weitere Figuren wie der junge Hotelportier Miles (Lewis Pullmann), Emilys jüngere Schwester Rose (Cailee Spaeny – Pacific Rim Uprising) und der Charles-Manson-Artige Sektenführer Billy Lee (Chris Hemsworth – Thor, The Cabin in the Woods) wichtige Rollen.
Doch im anfangs sehr ruhigen Hotel El Royale ist nichts wie es scheint und der Name des Films (Bad Times…) ist Programm. Im Verlauf einer einzigen Nacht zieht sich eine Schlinge aus Verschwörung, Geld und Mord (und weiteren illegalen Machenschaften!) immer enger.
Was vorerst als klassischer «Who-Dun-it»-Krimi a la Agatha Christie, mit einer illustren Personengruppe, die sich an einem verlassenen Ort wiederfindet, präsentiert wird, entwickelt sich zu einem ziemlich düsteren «Who-Dun-What», als nach und nach die Hintergründe der unterschiedlichen Personen aufgedeckt werden. So hat jeder seine eigenen Gründe, sich an diesem Abend im abgelegenen El Royale aufzuhalten. Dadurch bleiben die einzelnen Figuren nicht nur anonyme Archetypen, sondern werden durch ihre eigene Motivation für den Zuschauer sympathischer und ihre Handlungen nachvollziehbar. Das trifft aber leider auf nicht ganz alle Figuren im Film zu. So bleibt etwa Billy Lee ein eher gesichtsloser (und hemdloser) Kinderschreck.

Der grösste Pluspunkt im Film ist der sehr starke Spannungsaufbau in der ersten Hälfte des Filmes. Überraschungen und immer neue Fragen lassen keine Langeweile aufkommen. Die zweite Hälfte des Films baut in diesem Aspekt aber etwas ab. Einige eher langatmige Szenen und unbeantwortete Fragen verderben aber keineswegs den Filmspass.
Während die Schauspielleistungen im ganzen Film auf einem sehr hohen Niveau sind, fallen aber besonders die unbekannteren Schauspieler äusserst positiv auf: von Cynthia Erivo und Lewis Pullmann werden wir hoffentlich in Zukunft noch mehr sehen!

Auch von der technischen Seite kann der Film gelobt werden. Die Atmosphäre des Filmes ist fantastisch, was unter anderem an der guten Inszenierung und Schnitt liegt. Je nach Situation wird etwa zwischen ruhigen und zum Teil recht beeindruckenden One-shot Sequenzen und wilden Cuts gewechselt. Mit viel Liebe wurde auch die Musik der 60er Jahre (natürlich auch mit passender Jukebox) treffend aufgefangen.

 

Fazit:

Wer eher langsame, aber doch brutale Mystery-Thriller wie etwa The Hateful Eight mag, der kommt auch im Hotel El Royale auf seine Kosten. In Bad Times at The El Royle werden Actionsequenzen (zumindest zu Beginn) eher sparsam benutzt, weswegen ganz Actionbegeisterte vielleicht gelangweilt werden könnten. Bad Times at The El Royale überzeugt als solider und schön anzusehender Mystery-Thriller.

Ein weiterer Pluspunkt für die Ladies: Minutenlange Szenen mit Chris Hemsworth „oben ohne“.

 

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