Review

Kurz:

Predi, du hast die Haare schön. Teil 6.

Lang:

Die Ausgangslage

  1. Wir lieben „Predator“. So sehr, dass wir ihn diesen Frühling gebührend im Kino abfeierten. Sogar „Predator 2“ finden wir ganz dolle, bot der Streifen doch kurzweilige B-Movie-Unterhaltung. Auf die beiden Alien-Spin-Offs müssen wir nicht eingehen. „Gesehen und vergessen“ subsummiert eigentlich beide Teile. „Predators“ mit dem Muskel-Pianisten war mehr „jesses“ als „jeah“.
  2. Shane Black lieben wir als Regisseur und Drehbuchautor von „Kiss Kiss Bang Bang“, „The Nice Guys“, vor allem aber schätzen wir den Kerl als Schreiberling der Skripts zu Kult-Klassikern, wie von „Lethal Weapon“, „Last Boy Scout“, „The Long Kiss Goodnight“ und „Last Action Hero“. Ebendieser Black spielte sogar in „Predator“ eine kleine, feine Rolle. Also eigentlich die perfekte Wahl für den Regieposten, oder?
  3. Ein R-Rating garantiert Gore und wir lieben Blutfontänen.

Kurz, die Vorzeichen standen auf Hell-Yeah und wir freuten uns wie Schmitz-Katze auf den Streifen. Trotzdem fühlten wir uns mit zunehmender Laufzeit an „Independence Day – Resurgence“ erinnert. Aber erst der Reihe nach.

Der Film

„The Predator“ macht Vieles richtig:

  • Die Gruppendynamik der Protagonisten ist eine Augen- und Ohrenweide.
  • (Fast) jeder Charakter ist und bleibt bis zu seinem bitteren Ende interessant.
  • Die Dialoge aus Blacks Feder sind gewohnt messerscharf und viele Sprüche treffen ins Schwarze. Oder Blutrote.
  • Der Gore-Gehalt ist ansprechend hoch. (Ein bisschen mehr Handarbeit und weniger CGI hätte dem Spassfaktor sicherlich keinen Abriss getan. Trotzdem gibt es ein fettes Daumenhoch der Blutfontänen-Afficionados.)

Die Kehrseite der Medaille: die Story selbst ist dermassen hanebüchen, konfus und oft komplett dämlich, dass sie die feuchtfröhliche Stimmung zwischenzeitlich trübt. Während sich „Predator“ mit seinem Jungle-Setting und seiner einfach gestrickten Ausgangslage komplett auf einen 100%igen Unterhaltungswert fokussierte, verwurstet „The Predator“ Evolutionstheorien, mit Klima-Kritik, massig Area-51-Chumbawamba und stopft das Gemisch in ein zähes US-Army-Porn-Gedärm. Als Beilage gibt es noch frittierten Vater-Sohn-Herzschmerz. Heul. Und wiedermal erscheint eine alte cineastische Weisheit mit erhobenem Zeigefinger am Horizont: weniger wäre mehr gewesen.

Wenigstens ist der Predi eine Augenweide und auch „Logan-Killer turned Predator-Hunter“ Boyd Holbrook macht seine Sache durchaus nett. Besonders dann, wenn er den Streifen auf seinen eigenen Schultern stemmt. Als Anführer der (unfreiwilligen) Söldner-Truppe fällt er leider ab. Auch ein Verdienst von Keegan-Michael Key (Key and Peele), Thomas Jane (The Punisher, Deep Blue Sea) und Trevante Rhodes (Moonlight, Westworld). Die Chemie zwischen diesen drei Typen ist definitiv das Highlight des Streifens. (Und Yvonne Strahovski bleibt für uns Hannah McKay, auch wenn ihr hier kein Massenmörder zur Seite gestellt wird. Schade wird ihr Charakter in der Hälfte des Films von einem ganz fiesen Plot-Hole verschluckt.)

Klar erwartet kein Zuschauer, dass ein Film namens „The Predator“ ihm den Sinn des Lebens erklärt. Ein bisschen weniger Unsinn wäre aber nicht falsch gewesen. 

Das Fazit:

„The Predator“ macht zum Glück mehr richtig als falsch. Ins Kino gehen, Hirn abschalten, die Highlights abfeiern und die Lowlights grosszügig ausblenden. Hilft.  

 

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