Kurz:

40% Fantasy-Sci-Fi-Mischmasch, 60% Softcore-Porn, 100% unterhaltsam doof. 

Lang:

Bereits des Streifens Story schreit in Grossbuchstaben: WTF! In „Sorceress“ rächen nämlich zwei Zwillingsbarbarinnen ihre Mami. Ihr böser Zauber-Daddy hat Mutti auf dem Gewissen. Nicht nur das, nein, das Familienoberhaupt will seine beiden Töchter auch noch einem Laser-Socken-Puppen-Löwen-im-Himmel opfern. Wieso? Weil Film. Um damit das ganze noch ein Quentchen absurder gestaltet wird, werden die beiden Mädels zu ihrem Schutze und als Tarnung als Jungs grossgezogen. („I knew something was different“, so später die eine zur anderen.)  Na, Interesse geweckt? Hier sonst noch ein paar weitere Schlüsselfaktoren zu „Sorceress“:

  • Das Skript wurde in einer Woche geschrieben.
  • Material aus zwei Drehtagen verbrannte (…) im Studio-Tresor. (Ein Nachdreh war aus Budgetgründen nicht möglich.)
  • Der Dreh musste grösstenteils ohne künstliches Licht über die Bühne, weil das eigene Equipment gestohlen wurde.
  • Die Musik wurde aus anderen Filmen geklaut. 

Tja, eine Welt mit Zauberern, Kobolden und Menschenaffen zu erschaffen ist ambitioniert, besonders dann, wenn sich nebst dem Faktor Talent auch der Faktor Geld für ein Sabbatical abmeldet. Entsprechend sehen die Sets aus und die im Film geschaffene Umgebung platzt nur so von Pappkarton und falschen Bärten. Herrlich, diese Perücken und Gesichtsbehaarungsversuche! Seit „Tarkan vs. the Vikings haben wir keine billigeren Kostüme mehr gesehen. Eine Augenweide. Abgesehen von ausschweifender Kopfbehaarung, ist auch das Justizsystem auf dem Planeten Eternia, oder wie hiess er noch mal?, hübsch übertrieben. Hier werden für Candy-Diebstähle die Hände abgehakt und fürs Schummeln beim Würfelwerfen,m wartet ein splitternder Holzpfahl darauf, als Rektalimplantat eingesetzt zu werden. Hübsche Welt ist das. 

Natürlich wäre kein verzaubertes Königreich vollständig ohne böses Kreaturen. Wiederum aus Budgetgründen müssen billige Karnevalskostüme reichen, um die explodierende-Kokosnüsse-werfende Affenbande darzustellen. Ein Kostüm geht ja noch, fragt mal David Millbern, welcher das Ziegenmonster Pando spielen dürfte. Dieser musste bei Minusgraden mit nacktem Oberkörper und aufgeklebten Haaren den ganzen Dreh hindurch eine Faust-ähnliche-Maske tragen. Und obwohl diese während dem Dreh offensichtlich unter Mitleidenschaft gezogen wurde und die Sonne die Farbe ausblich, fehlte das Geld für ein Back-Up. Zudem besteht die Audiospur des „Fauns-für-Arme“ einzig aus Ziegen-Geblöke, während er seine Zeit damit verbringt, nackte Frauen zu begaffen und dazu wütend (!) zu masturbieren. Richtig gelesen. Schöne Charakterzeichnung ist das. Dann schon lieber ein Affenkostüm, oder?  

Und wenn wir schon das Thema angeschnitten haben. „Sorceress“ geizt nicht mit Fleischwerten und liefert zuhauf Boobs. In allen Facetten. Vielleicht waren das auch die vier Hauptargumente, welche dazu geführt haben, dass die beiden Zwillinge Leigh Harris und Lynette Harris für die Hauptrollen verpflichtet wurden. Denn auch in Szenen in welcher Nacktheit nur bedingt sinnvoll ist, lassen die beiden keine Chance aus, ihre körperlichen Reize einzusetzen. Kein Wunder schafften sie es in den 80ern ins Playboy. Ihrer Filmkarriere tat „Sorceress“ aber keinen Gefallen, Schauspielerei aus der untersten Schublade ist halt nun mal nicht besonders gefragt. Und mit ihrem begrenzten Bewegungsradius können es die stocksteifen Wonder-Women nicht mal mit Pinocchio auf Valium aufnehmen. Eigentlich ist ja wünschenswert, Frauenpower in den Mittelpunkt eines Fantasy-Action-Streifens zu stellen, und klar erwarteten wir hier keinen zweiten „Atomic Blonde“, aber die Geschwister Harris sind etwa so durchschlagkräftig wie eine lauwarme Sommerbrise.  

Und dann sind da noch die Dialoge. Ach du meine Fresse: „The moon is in the house of the dragon. And the master will be among us again.“ Jup, das ist in etwa das Niveau, welches durch die Münder der Charaktere namens Pando, Baldar, Hunnu, Krona und so fort und so weiter schallt.

Kaum erstaunlich, dass sich sowohl Regisseur als auch Produzent nach dem Dreh von diesem Machwerk distanzierten und darauf beharrten, nicht erwähnt zu werden. Während der Regisseur im Laufe der Zeit seinen Namen wieder hergab, er heisst übrigens Jack Hill, will Produzent Roger Corman auch heute nichts von diesem Film wissen. Corman, Ladies and Gentlemen! Für alle Unwissenden: Corman ist jener Hollywood-Tausendsassa, welcher seit über 50 (!) Jahren Exploitation und B-Movies (!!) produziert und seinen Namen ohne zu Zögern unter Machwerke wie „Sharktopus vs. Pteracuda“, „Death Race 2050“ oder „Black Scorpion 2: Aftershock“ setzt. Aber nein, „Sorceress“ ging sogar ihm zu weit.  

Fazit:

Die 82 Minuten flutschen durch wie warme Butter. Die Schauspielerei ist unter aller Sau, in jeder Minute schaut entweder ein neuer absurder Charakter, eine lächerliche Perücke oder eine unglaublich dämliche Textzeile ums Eck. Alles Ingredienzen für beste Best-Worst-Unterhaltung. Was willst du mehr?!

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