Kurz:

In einer weit entfernten Galaxie schicken die Rebellen einen Trupp von unterschiedlichen Figuren auf eine heikle Mission. Das Ziel: Die Baupläne des Todessterns in Besitz zu bringen. Diese Errungenschaft könnte den Wendepunkt in der verzweifelten Schlacht gegen das Imperium einleiten.

Lang:

Fast vierzig Jahre nach dem Erscheinen des ersten Sternenkriegs (alias „Episode IV: A New Hope“) kommt nun mit „Rogue One: A Star Wars Story“ der erste Ableger ohne direkte Episodenzugehörigkeit im Titel in die weltweiten Lichtspielhäuser. Seit 1977 hat sich eine Menge verändert. Schöpfer George Lucas entzückte zusammen mit seiner kreativen Crew die wachsende Fangemeinde mit den Sequels „The Empire Strikes Back“ und „Return of the Jedi“ und erschuf ein riesiges Merchandise-Monopol. Im Zeitraum von 1999-2005 verärgerte Lucas die Anhänger mit seinen drei Prequels. 2012 hat Lucas sämtliche Rechte an Disney verkauft und ist seitdem nicht mehr gross in die Zukunftspläne des Franchises involviert.

Doch statt sich von den Fesseln des Schöpfers loszureissen, scheint man beim Mickey-Mouse-Konzern vorerst an der glorreichen Vergangenheit festzuhalten. „Episode VII: The Force Awakens“ hat letztes Jahr gezeigt, dass Nostalgie eine zwiespältige Sache sein kann. Die Geschichte glich einer Abhandlung der Ursprungstrilogie. Die uninspirierte Handlung sowie ein Übermass an Fanservice machte den Film zu einer kleinen Enttäuschung. Da halfen auch die Originaldarsteller und teilweise handgemachte Effekte nicht viel. Bei „Rogue One“ gleichen sich die Umstände.

Erneut hat man einen Cast mit vielversprechenden Darstellern versammelt sowie gelungene Trailer veröffentlicht. Abermals gibt es viele jubelnde Kritiken. Die Wahrheit ist: Mit ein bisschen Abstand wird sich die Aufruhr legen. Der Film ist keineswegs schlecht, hätte aber besser sein können. Als Bindeglied zwischen „Episode III“ und „A New Hope“ beantwortet er zumindest einige offene Fragen. Leider fügt er aber gleichzeitig neue Logiklöcher hinzu. Beispiele: Wieso passen in einen kleinen Gleiter über sieben Personen rein? Wie kann ein Pilot die Schwachstelle der Superwaffe kennen, ohne darüber in Kenntnis gesetzt worden zu sein?

Stichwort Schwachstelle: Die Musik von Michael Giacchino orientiert sich zwar an der Vorlage von Altmeister John Williams, erreicht aber nicht dessen Eingängigkeit und Brillanz.

Die meisten Charaktere sind blass. Dazu kommt, dass sie untereinander kaum harmonieren. Bis auf Jyn Erso (Felicity Jones) bleiben ihre Hintergründe unausgeleuchtet. Talentierte Schauspieler wie Mads Mikkelsen, Diego Luna, Ben Mendelsohn oder Donnie Yen erhalten kaum genug Screentime und bleiben auf der Strecke. Forest Whitaker wird verschwendet und die Cameos bekannter Figuren wirken grösstenteils aufgesetzt. Einige Anspielungen sind dennoch gelungen. Trotzdem gibt es ein Highlight: Die umgebaute Blechbüchse K-2SO bleibt mit seiner sarkastischen Art im Gedächtnis. Die Stimme von Alan Tudyk passt perfekt. Die Quasselstrippe erinnert durch seine Redseligkeit allerdings frappant an den quirligen C-3PO.

Der grösste Pluspunkt ist das Artdesign: Detailreiche Kulissen, schöne Landschaftsaufnahmen und tolle Kostüme. Zusammen mit den Effekten gehören sie zu den Höhepunkten des Films. Ab und zu wirkt die CGI ein wenig unausgereift. Die handgemachten Tricks harmonieren jedoch meistens mit denjenigen aus dem Computer. Das wuchtige Schlussdrittel vereint die erwähnten Stärken und bietet viel fürs Auge.

Ein kleiner Gedankengang zum Abschluss: Braucht es wirklich weitere Solofilme von ikonischen Figuren wie Han Solo, Boba Fett, Yoda oder Obi-Wan Kenobi? Diese Frage lässt sich momentan nicht eindeutig beantworten. Es wäre jedenfalls wünschenswert, dass Disney ihren Regisseuren und Autoren mehr Freiräume ermöglicht und man sich von den Konventionen der heutigen Blockbuster ein wenig löst. Schliesslich lebt die Ursprungstrilogie unter anderem vom Einfallsreichtum und Pioniergeist ihrer Erschaffer.

Fazit:

„Rogue One“ bricht mit einigen Traditionen: Keine Texttafel am Anfang, kein John Williams als Komponist, keine Zahl im Titel. Ansonsten schwimmt man mehrheitlich in bekannten Gewässern. Das Spin-Off ist nicht der ersehnte Überfilm des Star Wars-Universums. Die Charaktere sind zu wenig ausgearbeitet, die Szenenwechsel passieren teilweise abrupt und die erste Hälfte zieht sich ein wenig in die Länge. Lobenswert ist die Konsequenz im Bezug auf das Schicksal der Hauptfiguren. Die visuellen Effekte glänzen durch die Liebe zum Detail. Wenn in den letzten Minuten zu „Episode IV“ übergeleitet wird, vollführt der Fan innerliche Jubelsprünge. Mission teilweise geglückt.

 

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