Dronen, Drogen und Destruktion. Triple D, Triple Death. Drei Filme, in welchen der Tod entweder Ausgangslage oder das Ziel ist. Zeit für einen weiteren „Threesome“.

Eye in the Sky (2016)

„Eye in the Sky“ handelt von einer internationalen Drohnen-Mission mit dem Auftrag, al-Shabaab-Terroristen in Nairobi in Einzelteile zu sprengen. Helen Mirren („The Queen“) spielt dem emotionalen Kühlschrank Colonel Katherine Powell, welche die Mission von England aus koordiniert. Aaron Paul („Breaking Bad“) ist das arme Schwein, das dann, von Nevada aus notabene, den Abzug ziehen muss und Alan Rickman, in seiner letzten Rolle, darf als Lieutenant General Frank Benson nochmals zeigen, wieso wir sein grandios unterkühltes Schauspiel vermissen werden. Der Streifen ist durchs Band weg gut gespielt und von der ersten Minute an sehr packend, hauptsächlich weil der Film à la „24“ in Echtzeit erklärt wird. Regisseur Gavin Hood („Tsotsi„, „X-Men Origins: Wolverine„) schafft einen erstaunlichen Balance-Act, in dem er gekonnt mit Drama, Action und zynischer Politik-Kritik jongliert. Letztere würzt den Streifen mit überraschendem Humor und verhindert damit, dass „Eye in the Sky“ in Sentimentalitäts-Geplänkel fällt. Wie es sich für einen britischen Film gehört, werden keine Seiten bezogen, die Grenzen zwischen Richtig und Falsch verschwinden gänzlich und die Zuschauer werden herausgefordert, sich wiederwillig unbequeme Gedanken zur Thematik des „Collateral Damage“ zu machen. Trotzdem bietet „Eye in the Sky“ summasumarum nicht allzuviel Neues. Doch ähnlich wie schon beispielsweise „Everest“, macht er dies auf höchst ansehnlichem Niveau. 1x sehen reicht, aber 1x sehen lohnt sich.

rating_3halb

 

Cobain – Montage of a Heck (2015)

Das Leben Kurt Cobains, erklärt in einer Montage aus Home-Video-Aufnahmen und Tagebuch-Einträgen. Mit 27 Jahren schoss sich Cobain leider die Rübe weg und machte sich und seine Band Nirvana“ unsterblich. 20 Jahre nach dem Suizid suhlen sich viele Dokumentations-Filme im Erbe Cobains. Einer davon ist „Cobain -Montage of a Heck“. Acht Jahre arbeitete Regisseur Brett Morgen an der Doku und zeichnet mit dem Streifen ein intimes Bild der Ikone Cobain. Morgen belichtet die Kindheit, die unbändige Kreativität und den Absturz in Drogen und Depression. Soweit so gut, doch trotz Laufzeit von knapp 2 ½ Stunden bleibt „Cobain – Montage of a Heck“ erstaunlich vage. Auf der Well-Done-Seite zu verzeichnen ist, dass der Streifen den Fokus auf dem Mann Cobain und nicht auf dessen Band legt. Natürlich sind Nirvana omnipräsent, die Band-Geschichte bleibt aber – soweit möglich – dezent im Hintergrund. Dieser Fakt ist aber auch gleich ein Kritikpunkt, denn mit Krist Novoselic kommt nur einer der Nirvana-Member zu Wort. Brett Morgen hat es verpasst, weder Chad Channing, Pat Smear noch Dave Grohl in den Film einzubeziehen. Leider. So ist es Novoselic und der unsäglichen Courtney Love vorbehalten, welche nebst den üblichen Verdächtigen (Mutter, Schwester, Ex-Freundin), mit mehr-oder-weniger privaten Einblicken Cobain ein Stück Menschlichkeit überzustülpen. Leider nur „ein Stück“, denn die Statements sind wohl bedacht und bieten mehrheitlich keine interessanten, neuen Einblicke („he was such a cute boy“, „he was so talented“, „he was misunderstood“ und so weiter uns so fort). Der Film glänzt bei den privaten VHS-Aufnahmen aus dem Love/Cobain-Haushalt, welche erstaunlich roh und ungeschönt den Alltag der Drogen-WG zeigen. Besonders eine Szene sticht heraus, in welcher ein von Drogen gekennzeichneter Cobain mit seiner Tochter auf dem Schoss, gegen den Schlaf kämpft. Verstörend, traurig und nachhaltig. Doch der grosse Pluspunkt des Films sind die Tagebuch-Notizen Cobains, welche der tragischen Figur die meisten Konturen und die tiefsten Einblicke geben. Trotzdem lässt einem „Cobain – Montage of a Heck“ unbefriedigt zurück. Viele Fragen bleiben ungeklärt und die Geschichte des Films austauschbar: „talentierter Junge wird von Familie ausgestossen und findet sein Heil in Musik – und Drogen“. Der Streifen kann man sich geben, ist aber vor allem für Musik-Fans interessant.

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Demolition (2016)

Jake Gyllenhaal („Nightcrawler“, „Prisoners“, „Donnie Darko“) verliert in „Demolition“ von Regisseur Jean-Marc Vallée („Wild“, „Dallas Buyers Club“) in den ersten Minuten seine Ehefrau und kurz darauf auch die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Schauspielerisch bietet Gyllenhaal wiederum eine überdurchschnittliche Leistung, doch leider hält das äusserst durchschnittliche Drehbuch von Bryan Sipe („The Choice“) nicht mit. Ähnlich wie der Protagonist des Films ist auch der Streifen selbst über weite Strecken plan- und emotionslos. Zur Story: nach dem Tod seiner Frau versucht der von Gyllenhall verkörperte Wittwer, seinem Leben einen tieferen Sinn zu geben. Und das, in dem er defekte Dinge (Möbel, Türen, Computer etc.) komplett demoliert und sich ab deren Einzelteilen ergötzt. Obwohl die offensichtliche Metapher schnell kapiert ist, lässt Regisseur Vallée dem Destruktions-Wahn freien Lauf, ohne diesen in dramaturgische Bahnen zu lenken. Schnell macht sich Orientierungslosigkeit breit. Eigentlich erstaunlich, denn nebst Gyllenhaal tummeln sich in „Demolition“ weitere schauspielerische Grosskaliber. Doch weder Naomi Watts („Funny Games“, „King Kong“, „21 Grams“), als kiffende Pseudo-Stalkerin, noch Chris Cooper („überall“), als Vater der Verstorbenen, schaffen es, sich aus ihren klebrig, steifen Rollen zu lösen. Ein unverdienter und verdammt ungelenker Schluss rundet den ärgerlichen Film ab. „Demolition“ bietet sowohl als Ganzes, als auch in seinen Einzelteilen, nicht mehr als Langweile. Schade.

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