Kurz:

Wenn vulgäre Bankomaten und durchgebrannte Dampfwalzen den Aufstand üben, dann wird es Zeit, dass die Menschheit ihr Internet-of-Things-Konzept grundlegend überdenkt.

Lang:

Ein Stephen King Film, basierend auf einem Stephen King Buch und einem Stephen King Screenplay, flankiert von einem pumpenden Soundtrack von den von King persönlich auserlesenen AC/DC, was kann da schon schief gehen? Obwohl „Maximum Overdrive“ offensichtlich das Herzensprojekt des „König des Horrors“ war, ist der Streifen erstaunlich blutleer und langweilt nicht nur aufgrund seines ansehnlichen Jahrgangs.

Doch eigentlich könnte „Maximum Overdrive“ auch als innovativ geadelt werden. Bereits 30 Jahre hat der Streifen auf dem Buckel und hat bereits damals mit seiner „Rise of the Machines“-Story eine plausible Weltuntergangsstimmung kreiert. Leider gab es in den 80ern noch keine zum Killer prädestinierten digitalen Endgeräte. Deshalb fahren in „Maximum Overdrive“ hauptsächlich amoklaufende Trucks Leute über den Haufen. Sieht gut aus, ist zu Beginn auch sehr unterhaltsam, doch mit der Zeit hätte ein bisschen mehr Abwechslung dem Film gut getan. (Vielleicht wäre ein Remake, angesiedelt in der Neuzeit, durchaus lustig: Apple-Watches, die Handgelenke abtrennen, explodierende Smartphones, Google Glasses, die dir Dinge zeigen, die du nie und nimmer sehen möchtest, Smoothie-Makers off the leash,…..)

Der Aufstand der Maschinen bleibt unerklärt und diffus (irgendwas mit einem atomverseuchten Kometen). Wieso zum Henker fokussiert sich die Horde blutrünstiger Trucks ausgerechnet auf das in einem Truck-Stop eingeschlossenen Dutzend Hillybillies? So wichtig scheinen die Leute auch nicht zu sein. Trotz gelungenem Spannungsaufbau ist es bereits nach 1/3 der Laufzeit vorbei mit verschiedenen Settings und der Streifen mutiert zu einem halben Kammerspiel. Schade. Wäre da nicht noch der pumpende Soundtrack von AC/DC, welcher den Zuschauer in regelmässigen Abständen daran erinnert, dass der Streifen eigentlich Spass machen sollte, wäre 2/3 von „Maximum Overdrive“ bestes Schlafmittel.

Kommt hinzu, dass die Schauspielerriege nur bedingt vielseitiger agiert als die psychotischen Blechkarren. „Action“-„Star“ Emilio Estevez (Loaded Weapon, Blaze of Glory, Mighty Ducks) beweist in ausnahmslos jeder Szene, wieso nichts aus seiner verheissungsvollen Schauspielkarriere geworden ist. Hölzerner als Pinocchio stolpert er durch Szenen und Dialoge. Au weia. Offensichtlich habe ich verdrängt, wie mies der Sohnemann von Martin Sheen schauspielert. He has got the looks, and…. well, damit hat es sich dann. Da hilft es auch nicht, wenn King ihm noch eine aufgesetzte Liebesgeschichte in die Geschichte reinschustert. Seine „Dialoge“ mit den Trucks sind in etwa ähnlich beängstigend wie die Szene in „The Happening“, in welcher Mark Wahlberg mit einer Plastikpflanze quatscht.

Stephen King war sich seines Desasters bewusst: (Copy/Pasted von IMDb): When asked why he hasn’t directed a movie since „Maximum Overdrive“, Stephen King responded „Just watch Maximum Overdrive.“ Stephen King, being a former cocaine addict, later admitted that he was „coked out of my mind“ the entire time he was making this picture and often didn’t know what he was doing.

Aber so schlimm wie Mr King den Streifen macht, ist er definitiv nicht. An machen Stellen ist „Maximum Overdrive“ politisch herrlich unkorrekt. So überrollt schon mal eine Dampfwalze einen Baseball-Jungen oder ein Bankomat flucht seine Kunden in Grund und Boden. Einzelne Szenen haben durchaus sogar „Best Worst“-Niveau (eigentlich jede Szene mit Emilio Estevez).

Fazit:

Im Ganzen ist „Maximum Overdrive“ ein okayer B-Movie-Klassiker mit gutem Soundtrack, ein paar schönen Explosionen und zwei/drei amüsanten Kills. Mehr nicht. Und gegen Schluss muss der Coke-Verbrauch in masslose Höhen geschnellt sein, denn sogar im Zeitalter eines Michael Bay hat es selten eine so sinnlose Anhäufung unglaubwürdiger Explosionen gegeben. Ist doch auch was, oder? YouTube sei Dank, kann „Maximum Overdrive“ gratis in einer 1080p-Auflösung geguckt werden. Enjoy.

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