Kurz:

Schlechte Zeiten für beknackte Jungs.

Lang:

Langsam aber sicher scheint das Produktionslabel A24 ein Garant für gute Filme, denn die erst fünf Jahre junge Firma hat bereits vierzehn Oscar-Nominationen eingeheimst. Kein Wunder liest sich die Filmografie des Verlegers als veritable Best-of des amerikanischen Independent-Kinos der letzten Jahre. (Schön, wird „The Disaster Artist“ auch von A24 vertrieben.)

„Good Time“ heisst der neuste Streifen des Bruder-Duos Benny und Josh Safdie. Dieser spielt in New York und gewährt Einblick in das Leben des Tunichtguts Connie Nikas (Robert Pattinson) und seinem geistig zurückgebliebenen Bruder Nick Nikas (Benny Safdie). Connie stiftet seinen Bruder dazu an, mit ihm eine Bank auszurauben um 65’000 US-Dollar zu erbeuten. Die Beute soll als Fluchthilfe aus dem aussichtslosen Sozialfall-Milieu dienen. Alles geht schief, Nick wird verhaftet und landet im Gefängnis. Nun macht es sich Connie zur Aufgabe die Kaution für seinen Bruder aufzutreiben und dann endlich mit ihm abzuhauen, komme was wolle.

„Good Time“ will viel und macht auch vieles richtig. Allem voran schreitet ein definitiv von Twilight abgekapselter Robert Pattinson mit einer schauspielerischen Tour de Force. Ihm zuzusehen wie sein Charakter tiefer und tiefer im Sumpf der eigenen Idiotie versinkt, ist bestechend und äusserst unterhaltsam. Unterstütz wird er durch Jennifer Jason Leigh, der noch unbekannten Taliah Webster und einem Ensemble, welches es versteht dem brutalen Drama eine beinahe irritierende Realität zu verleihen. Die pulsierende Abwärtsspirale wird durch einen klaustrophobischen Score von Daniel Lopatin aka „Oneohtrix Point Never“ angetrieben und damit stilsicher in eine imposante Farbpalette getaucht.

„Good Time“ ist voller Hommagen an die frühen Filme von Martin Scorcese, Nicolas Winding Refn und Gaspar Noé. Doch seine vermeidlichen Vorbilder mag der Streifen nicht ganz erreichen. Denn das Narrativ, dass in Good Time gesponnen wird, schafft es nicht, mit dem unglaublich hypnotischen und schnellen Tempo des Filmes Schritt zu halten. So verliert der chaotische Plot sich und seine Charaktere gegen den Schluss.

Fazit:

Mit „Good Time“ haben die Gebrüder Safdie einen bestechenden und teilweise hypnotischen Film geschaffen, welcher ein wenig zu ambitioniert für sein schlussendlich entgleisendes Narrativ ist. Jedoch bescheren das fesselnde Eiltempo, der pulsierende Soundtrack und die Glanzleistung von Robert Pattinson dem Film seine packenden und grossen Momente. „Good Time“ zeigt ein brutales und multikulturelles Amerika wessen Jugend, treu seinem Titel, auf Bewährung lebt und verzweifelt einen Ausweg sucht. Wie es Iggy Pop während dem Abspann meint: „Ain’t gonna get there. But it’s a nice dream.“

 

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