Wenn ein Elefanten-Bukkake auf eine Low-Budget-Home-Invasion-Horror-Comedy trifft und sich dabei auf einen audiovisuellen Rausch einlässt, dann ist es wieder Zeit für einen Dreier. Hier ein nächster Threesome:

The Brothers Grimsby (2016)

Willkommen beim neuen Film von Enfant-Terrible Sacha Baron Cohen. Auch in „The Brothers Grimsby“ zieht Cohen den plumpen Humor weit unter die Gürtellinie. Der subversive, sarkastische Spass bleibt abermals vor der Tür. Leider. Hier stolpern Fussball-Hooligan/Hartz-4-Empfänger Nobby (Sacha Baron Cohen) und sein Bruderherz aka MI6-Top-Agent Sebastian (Mark Strong) von einer dämlichen Szene zur nächsten. Betonung auf dämlich. Wer erinnert sich an die Szene in Borat, in welcher der kasachische Titelheld mit seinem dicken Produzenten nackt auf dem Bett herumprügelt? Am Anfang war die Szene noch befremdend amüsant, doch dann wurde der Joke in die Läääääääääääääänge gezogen und so zu Tode getrampelt. „The Brothers Grimsby“ führt das gleiche Prinzip jetzt vollends ad absurdum und liefert so viele lupenreine Rohrkrepierer. Immerhin überzeugt Mark Strong mit unerwarteten Comedy-Skills und drei/vier Sequenzen sind ganz OK. Der klare USP des Streifen ist aber dann wiederum eine, dieser berühmten Over-The-Top-Szenen Cohens, die mit ihrer unglaublichen Geschmackslosigkeit alles schlägt, was der englische Komiker bisher auf die Menschheit losgelassen hat. Es ist schwer vorstellbar, dass diese ominöse Elefanten-Szene jemals getoppt werden kann. Aber bei Herrn Cohen weiss man ja nie so genau.

rating_2halb

Crush The Skull (2015)

Die durch Kickstarter finanzierte Low-Budget-Horror-Comedy von Viet Nguyen setzt sich zwischen Stuhl und Bank. Auf der Crowdfunding-Seite wurde der Streifen als rabenschwarze Horror-Komödie beworben. „Crush The Skull“ bedient zwar beide Genres, aber zusammenpassen tut es trotzdem nicht. Der pechschwarze Humor ist so dunkel, dass der Zuschauer anfangs gar nicht weiss, ob einzelne Szenen überhaupt zum Lachen animieren sollen. (So wird in der allerersten Einstellung des Films ein entführtes Kind Zeuge, wie seine Mutter von ihrem Peiniger brutal abgemurkst wird. Zum Brüllen komisch, oder?) Dann schwappt der Film plötzlich ins Comedy-Genre und versucht sich in purer Situationskomik. (Erstaunlicherweise steht dieser Humor dem Streifen recht gut.) Wenn dann das ganze Misch-Masch noch durch den Torture-Porn/Gore-Fleischwolf gedrückt wird, verliert „Crush The Skull“ mit seiner schizophrenen Tonalität jeglichen dramaturgischen Faden. Zudem hat der Streifen optisch den Charme eines Studien-Abschlussprojektes. Das tönt zwar alles ziemlich übel, dennoch sind die einzelnen Ansätze gelungen und der Film unterhält über die knapp 80 Minuten gut. Es bleibt sicherlich spannend zu beachten, was Nguyen anstellt, wenn er mehr als 75’000$ zur Verfügung hat. Wer Lust hat, kann sich den Film unten in seiner Gänze zu Gemüte führen.

High-Rise (2016)

Ich mag die Filme von Ben Wheatley, allen voran „Sightseers“ und „Kill List“. Wenn dann ebendieser Regisseur einen Roman aus der Feder des Schriftstellers von Empire of the Sun und Crash verfilmt, mit einem Cast bestehend aus Luke Evans, Sienna Miller, Jeremy Irons und Tom Hiddleston notabene, und das Ganze mit einem Score von Clint Mansell („Requiem for a Dream“ und „Moon“) unterlegt, dann jubelt der Filmnerd. Leider hat aber High-Rise trotz diesem immensen Potential nicht das Zeug zum Kultfilm, zu vertrackt, sperrig und unnahbar ist der Streifen. Durchgängige Erzählstränge oder klare Motive der Protagonisten? Nix da. Warum etwas erklären, wenn man es auch visualisieren kann? So wirft „High Rise“ zwar einen hypnotisierenden Blick auf eine sich selbst zerfleischende, dystopische Gesellschaft, schafft es aber nicht, durch seine fragmentierte Erzählweise, die Einzelteile zu einem Ganzen zu formen. (Vielleicht bin ich auch nur überfordert. Ein möglicher Erklärungsversuch könnt ihr unterhalb des Trailers nachlesen.) Durch die fehlende Stringenz bleiben die Figuren erstaunlich blass und lassen so den Zuschauer ziemlich kalt. „High Rise“ ist definitiv kein schlechter Film, aber ein unausgegorener. Wenn schon aufs visuelle und surreale Pferd gesetzt wird, dann bitte noch kompromissloser und düsterer – im Stile des grossen David Lynch. So ist „High Rise“ zwar dank dem Cast nett anzusehen, bietet mit dem S.O.S.-Cover von Portishead einen absoluten audiovisuellen Höhepunkt und betört optisch, trotzdem bleibt schlussendlich zu wenig hängen.

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„High-Rise“, der Versuch einer Analyse (Quelle: Wikipedia):

Chris Hall von The Guardian erkennt im Film die durch die drei Protagonisten repräsentierten Bereiche der menschlichen Psyche nach Sigmund Freud, vereint unter einem Dach. Bei Richard Wilder handele es sich um das Es, Dr. Robert Laing (dessen Name deutlich auf R. D. Laing Bezug nehme, dem Autor von The Divided Self) symbolisiere das Ich, und der Architekt des Gebäudes, Anthony Royal, sei das Über-Ich. Royal ist eine tragische Figur und erkennt letztlich den Fehler seiner Schöpfung. In der Psychoanalyse ist er, das Über-Ich repräsentierend, die moralische Instanz oder auch das Gewissen, das die moralischen Normen und Wertvorstellungen der kulturellen Umgebung verinnerlicht hat. Wilder als Dokumentarfilmer mit anarchistischen Tendenzen, der fremdgeht, obwohl seine Ehefrau hochschwanger ist, symbolisiert als Es laut Freud den unbewussten und triebhaften Teil des Individuums, insbesondere den Bereich der sexuellen Begierde und der aggressiven Impulse. Zwischen oben und unten, zwischen Über-Ich und Es, hin und her gerissen, befindet sich Dr. Laing, der nur aufgrund seiner Ausbildung als Mediziner eine distanzierte freundschaftliche Beziehung zu Royal pflegen kann, während er von Wilder wegen dessen draufgängerischer Art beeindruckt ist. Als Ich ist er in Freuds Modell jene Instanz, die dem bewussten Denken des Alltags entspricht und „zwischen den Ansprüchen des Es, des Über-Ich und der sozialen Umwelt“ vermittelt. Das Ich hat das Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen und hat seine Triebe unter Kontrolle.

Na dann… – aber wirklich massiv besser, macht es den Film trotzdem nicht. 😉

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