Kurz:

Ein Mann sucht in der gefährlichen „Zone 7“ ein Ersatzchassis für seinen Sexroboter.

Lang:

Vorwort: „Cherry 2000“ ist so vorhersehbar, dass in dieser Rezension viel von der Handlung verraten wird. Ein „Spoiler-freies-Lesen“ ist somit nicht zu erwarten und nebenbei ganz überflüssig.

Wir befinden uns in der fernen Zukunft: Es ist das Jahr 2017. Die Wirtschaft befindet sich in einem desolaten Zustand, denn die Arbeitslosenquote steigt auf knapp 40 Prozent. Die Menschen stehen Schlange, um mühselig ihren Schrott in Einkaufswagen zu Recycling-Zentren zu schieben. Und die Frauen? Das sind die Schlimmsten! Sie handeln knallharte und wasserdichte Verträge für den Beischlaf aus. Eine Dame lässt sich im Ausgang überdies von dem jungen Laurence Fishburne (Apocalypse Now, The Matrix) in Rechtsfragen beraten, wenn es um Dates und Koitus geht. Wer hat Schuld daran? Bestimmt die liberalen, grünen Politiker!

Aber zum Glück gibt es noch Romantiker in dieser düsteren Welt: Sam Treadwell, gespielt von David Andrews (Apollo 13, Fight Club), ist glücklich verliebt…In seinen Sexroboter. „Cherry 2000“, so wie ihr Produktname lautet, ist eine reizende Gestalt und vorbildliche Hausfrau. Ein wahrgewordener und gefügiger Männertraum aus den 1950er, welche ihm Hamburger und Wein serviert. Leider zerbricht dieses Glück schon in der ersten Szene: Sam und Cherry lieben sich auf dem Kücheboden, während das Wasser des Spülbeckens überschäumt. Kurzschluss! Die Sexytime ist schnell vorüber und der Android futsch. Denn Elektrospielzeug verträgt sich nicht mit Wasser. Wichtige Lektion gelernt? Gut so.

Sam tut sich schwer damit „Cherry 2000“ mit einem neueren Modell zu ersetzen. So entscheidet er sich kurzfristig eine neue Hülle zu suchen für seinen geliebten Gynoiden. Sein Ziel: Las Vegas. Welches sich zwischenzeitlich in eine menschenfeindliche Umgebung verwandelt hat, mit Cyber-Western-Charme. Denn nur in der gefahrvollen „Zone 7“ finden sich noch Ersatzteile für das gute, alte Cherry-2000-Modell. Robot City Detroit rules (ganz nebenbei)! So filzt der Himmelstürmer mit seinem futuristischen Trihawk 304 los, Schrottflinte an den Rücken gebunden und einem Tonbandgerät in der Tasche, welches den Erinnerungschip seiner Cherry beinhaltet. Dank dem Abspielgerät, kann er nämlich nach Belieben die letzten Aufzeichnungen seiner künstlichen Frau abspielen und in Erinnerungen schwelgen.

In Glory Hole, Nevada angekommen, sucht Sam den erfahrenen und ortskundigen Fährtensucher „E. Johnson“. Zu seiner Überraschung ist dieser verwegene Tagelöhner eine Frau. Und zwar was für eine. Er trifft auf eine junge Melanie Griffith (RoarLolita) mit rubinrotem Kurzhaarschnitt. Sozusagen eine Lola Rennt aus den 80ern. Einfach monoton und ohne jeglichen Antrieb. Die beiden lernen sich immer besser kennen und kämpfen Seite an Seite gegen eine Armee aus hawaiihemd-tragenden Psychopathen bis der Kitsch-Meter überläuft. Oh! Schaut her: Einer dieser unzurechnungsfähigen und blutrünstigeren Schergen ist unser heissgeliebter Robert Z’Dar (Tango & Cash, Samurai Cop ) in Hotpants und Cowboy-Stiefeln. Balsam für Kinomasochisten-Augen.

Langer Text kurzer Sinn: „Cherry 2000“ ist von dem absurden Plot her ein „best worst“ par excellence. Gewissermassen ein Mad-Max-Version für Leute, die sich (zu) einfach unterhalten lassen. Wer verschiedene philosophische Deutungsmöglichkeiten erkennen will, der hat wenig Nährboden dazu. Die vielen Explosionen und omnipräsenten Actionpassagen in diesen Streifen deuten so oder so darauf hin, dass dieser mehr zur blossen Unterhaltung beitragen soll, als den Zuschauer mit dem Verhältnis Mensch-Maschine zu konfrontieren. Folglich werden kuriose Handlungen zusammengelötet, die in irrwitzigen Szenen oder sinnfreien Dialogen enden. 

Anderseits sind die Aufnahmen tadellos, die Schnitte gut gewählt und die Filmmusik ist stimmig. Manchen Schauspielern kann auch zugesprochen werden, dass sie ihre Rollen solide spielen. Dies täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die Idee hirnrissig bleibt und das Drehbuch nach bestem Willen nicht hätte umgesetzt werden dürfen. Dennoch hat „Cherry 2000“ ein ganz besonderer Platz in unseren verschrobenen Herzen.

Fazit:

Wir finden, dass eine Dystopie ab und zu auch mal Spass machen kann. Und für Sexspielzeug darf man zur Abwechslung auch mal über Leichen gehen. Wie bei Allan Quatermain and the Lost City of Gold handelt es sich bei „Cherry 2000“ nicht um ein desaströses Werk. Jedoch geben die wunderbaren Schwächen des Films, diesem den freundlichen Charme, welchen wir so lieben. 

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