Oberflächlich präsentieren wir euch hier einen kunterbunt zusammengemischten Dreier. Doch alle drei Filme triefen vor düsterer Melancholie und sympathischer Hoffnungslosigkeit. Gut so.

Have A Nice Day (2017)

Weil seine Freundin eine Schönheitsoperation verpfuschte, braucht Xiao Zhang Geld. Um die Partnerin optisch wieder hinzubiegen, klaut Xiao seinem Onkel Liu mal locker flockig eine Million Yuan. Dummerweise ist sein Onkel mit der Unterwelt verbandelt. „Have A Nice Day“ (im Original: Hao ji le) ist eine schräge, dunkle Mafiakomödie, welche mit schwarzhumorigen Ideen gespickt ist und dank seiner Erzählstruktur in seinen besten Momenten an „Pulp Fiction“ erinnert. Die kurzweiligen 77 Minuten liefern nicht nur gute Unterhaltung, sondern auch einen bissigen Kommentar zur Konsumkultur. Einziger Makel, die Animation der Gesichtszüge ist sehr grob umgesetzt, Lippen und Ton harmonieren selten zusammen. Auch wenn dieses stilistische Element bewusst gewählt wurde, lenkt Regisseur/Drehbuchautor Jian Liu damit unfreiwillig von der Handlung ab. Viel besser funktioniert der nüchterne Animationsstil, wenn Liu den Fokus auf das urbane China legt. Verlassene, von Neonlicht durchflutete Gassen, flankiert von hässlichen Betonbauten, getränkt in strömendem Regen. Nice. Ja, China wird hier nicht besonders nett dargestellt, so ist es auch kein Wunder wurde dieser Neo-Noir-Film im Land der Morgenröte verboten. Glücklicherweise für uns läuft der Film ab dem 14. Dezember in ausgesuchten Schweizer Kinos. Bitterböse, originell und sarkastisch: nicht verpassen.

Super Dark Times (2017)

Gewinner des diesjährigen NIFFF und von Tilllate zum Film-des-Jahres-2017 auserkoren, selbstverständlich kommen auch wir nicht am Erstlingswerk Kevin Phillipss vorbei. Dass sich der Amerikaner seine Brötchen hauptsächlich als Cinematograph verdient, sieht man „Super Dark Times“ jederzeit an. Die visuelle Ästhetik ist bestechend. Hier ein bisschen „Stranger Things“-Vibe, dort ein wenig „Donnie Darko“-Atmosphäre, ja der Streifen ist hübsch anzusehen. Und die Story? Der äusserst dunkel gefärbte Coming-Of-Age-Streifen erzählt das Auseinanderbrechen einer Freundschaft in den 90ern. BMX, Video-Games und natürlich Frauengeschichten dominieren den tristen Alltag, bis ein „Unfall“ die Best-Friends auseinandertreibt. Soweit so bekannt. Leider versucht Phillips anschliessend mit der Brechstange den Film zu einem Serienkiller-Thriller umzumodelieren, was ihm nicht gelingt. Der zweite Akt des Films wirkt aufgesetzt und zu abstrus. Klar, die düstere Grundstimmung des Films, gepaart mit dem tollen Soundtrack und den sympathischen Schauspielern machen aus „Super Dark Times“ bei weitem keinen schlechten Film, ihn als besten Film des Jahres zu prämieren, ist uns dann doch ein wenig zu hoch gegriffen. 

Watchmen (2009)

Jaja, schon klar, der Streifen ist schon älter. Im Zuge des „Justice League“-Semi-Debakels ein paar Worte über das Meisterwerk Zack Synders zu verlieren, kann dem Image des gebeutelten Regisseurs sicher nicht schaden, denn mit „Watchmen“ liefert er (meiner bescheidenen Meinung nach) die beste, vielschichtigste und wohl auch dunkelste Comic-Verfilmung aller Zeiten ab. Hier regiert Dr. Melancholie. Alles war früher besser. Die Welt steht vor dem atomaren Super-GAU. Die Zeit der Superhelden ist vorbei! Jahre nachdem der Keene-Akt Maskierungen verbot und daraufhin die „Watchmen“ in ihre Einzelteile zerbrachen, wird „The Comedian“ (Jeffrey Dean Morgan, „The Walking Dead“) ermordet, was der unerschütterliche Rorschach (grandios: Jackie Earle Haley) nicht so einfach auf sich sitzen lässt. „Watchmen“, der Hybrid zwischen dem wohl pessimistischsten Superheldenflick und dem quietschbuntesten Film-Noir, macht alles richtig. Der Streifen war nach dem gelungenen „Dawn of the Dead“-Remake und dem Testosteron-Gebolze „300“ Zack Synders dritter Film und wie immer bietet der Amerikaner auch hier Eye-Candy. Der grosse Unterschied zu „Man of Steel“, „Batman vs. Superman“ und auch „Justice League“ liegt also nicht in der Optik, sondern im Storytelling und in den Charakteren. Während in „Justice League“ Batman und Co. äusserst blass und unnahbar bleiben, sind bei Watchmen restlos alle Figuren mehrschichtig. Sogar die wandelnde Atombombe Dr. Manhattan (Billy Crudup) ist menschlicher als Bruce Wayne. Zudem ist die Geschichte des Streifen dermassen ausgeklügelt und gekonnt mit der unsrigen Historie geknüpft , dass schlussendlich die Motive aller (!) Protagonisten nachvollziehbar sind. Und Malin Akerman zieht blank. Ja, ich liebe Watchmen. Sowohl das Comic, als auch den Film. (Alternatives Ende hin oder her.) Gerne erinnere ich mich daran zurück, als in der Kinopause anno dazumal ein paar jüngere Kinogänger ernüchtert feststellten, dass der Film ja gar kein weiterer „Iron Man“ sei. „Die reden viel zu viel. Hoffentlich gibt es in der zweiten Halbzeit mehr Actionszenen“, so deren einstimmiger Tenor. Tja, Pech gehabt. Aber Achtung, für 2018 ist geplant, „Watchmen“ als TV-Serie umzusetzen und obwohl noch nicht viel bekannt ist, das Screenplay schreibt anscheinend Damon Lindelof („The Leftovers“, „Lost“) und der Produktionsstart ist bereits erfolgt. Ich bin ich mehr als skeptisch. Trotzdem gilt auch hier: „Who watches the Watchmen?“. I do! 

 

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