Kurz:

Bruce Willis als Kunstdieb, der singend und tanzend und stets mit einem lockeren Spruch auf den Lippen im Museum wertvolle Exponate stiehlt? Umrahmt von einer geschichtlich angehauchten Verschwörungsstory?

Da konnte doch nur eine Trashperle dabei rauskommen, oder?!

Lang:

Bruce Willis mimmt Eddie Hawkins, genannt „Hudson Hawk“ einen Meisterdieb, der seine Brüche stets mit Raffinesse, Eleganz und zeitlicher Präzision begeht. Für Letztere verwendet Hudson nicht etwa eine (Schweizer) Uhr, sondern trällert mit seinem Partner Tommy Five-Tone (Danny Aiello) Song-Klassiker, welche beide auswendig kennen um so absolut synchron arbeiten zu können.

Frisch aus dem Knast entlassen, werden die beiden von der Mafia beauftragt, eine Statue von Leonardo Da Vinci zu stehlen. Schon bald wird jedoch klar, dass in Wahrheit das durchgeknallte Millionärsehepaar Darvin und Minverva Mayflower steckt, einen irren Plan verfolgt und dazu noch mehr von Da Vincis Werken stehlen lassen will. Denn die Kunstwerke sind nicht ihr eigentliches Ziel, sie beinhalten die Bauteile für eine noch grössere Erfindung von Universalgenie Da Vinci. Als sich Hudson und Tommy weigern, bekommen sie die Söldner der CIA auf den Hals gehetzt, welche allesamt nach Schokoriegeln benannt (Nope, keine Schweizer Schoggi dabei…) wurden. Als wäre das nicht schon schlimm genug scheint Hudsons treuer Kumpel Tommy auf einmal eigene Geschäfte machen zu wollen. Als sich auch noch die katholische Kirche in Form von Schwester Anna Baragli, vorgeblich als Kunstspezialistin (Andie McDowell) einschaltet und unserem Langfinger gehörig den Kopf verdreht, hat dieser endgültig genug und beschliesst, diese die Mayflowers zu stoppen, die restlichen Mitmischer gegeneinander auszuspielen und – das Wichtigste – endlich seinen Capucchino zu trinken.

Da der Film damals nur knapp einen Drittel seiner Produktionskosten wieder einspielen konnte und diverse Goldene Himbeeren erntete, darf er ja eigentlich zu Recht als veritabler Flop bezeichnet werden. Andererseits kam er gerade wegen ein paar herausstechender „Besonderheiten“ beim Publikum zu später Ehre. So haben ihn auch gleich mehrere Streamingdienste im Angebot, die letzte Veröffentlichung auf Blu-ray liegt wenige Jahre zurück und auch eine Jubiläums-Edition mit einigen neuen Szenen und Features gibts im Handel.

Dank der völlig übertriebenen Darstellungen einiger Schauspieler wirkt der Film beinahe cartoonhaft, aber auch mega witzig, da sich in der Realität kein Mensch so gebärden würde. Obwohl damals geunkt wurde dass am Set „jeder ohne Rücksicht auf die anderen drauflos spielen würde“ agiert die Besetzung auf der Leinwand gut miteinander. Dank der locker-dümlichen Sprüche und Äusserungen muss man zwangsläufig lachen, vergisst die eben gesehene Absurdität und folgt weiter gespannt der Handlung. Denn vielleicht folgen ja noch mehr dieser Overacting Szenen?! Und ob!

Am meisten sticht der Film aber mit seiner deutschen Synchronfassung hervor. Durch diese hob sich der Film besonders von anderen, synchronisierten Proktionen ab. Bei den erwähnten Sprüchen beliess man es nämlich auch auf Deutsch nicht, viele Dialoge oder Sätze wurden auch auf Deutsch zu Wortspielen umgearbeitet. Einfach nur doof klingende Wort-für-Wort-Übersetzungen wie beispielsweise Angelina Jolies „Wer ist dein Daddy?“ in Mr. & Misses Smith (2005) bleiben uns also erspart. Dafür hatte die verantwortliche Firma Deutsche Synchron & Medienproduktion GmbH bei der Übersetzung anscheinend freie Hand und entsprechend Spass bei der Arbeit…

  • Hawk bei seiner Entlassung auf dem Gefängnis: Wärter: Ein schwarzer Hut. Ihre persönlichen Sachen. Ihre Brieftasche. Es ist alles vollständig. Soll ich Ihre Quittung wegschmeissen?“ Hawk: „Starker Zahnarzt, gefällt mir.“
  • Hawk trifft unverhofft auf die Handlanger der Mayflower: „Die zwei bösen Marios… warum erlebe ich nicht mal einen netten Mario? …ne Marionette!“
  • „Herr aller italienischen Kleintassen, ich danke dir.“ Hawk, als er (beinahe) seinen lang ersehnten Cappuccino trinken kann. Doch der Running-Gag zieht sich noch durch den ganzen Film und so lange muss unser Meisterdieb durstig bleiben…
  • Hawk und Tommy während eines Bruchs. Tommy wirft ein Kletterseil zum Nachbargebäude. Hawk: „Beim ersten Mal. Wer hätte das gedacht.“ Tommy: „Ich gehör doch nicht zum alten Eisen.“ Hawk: „So laut wie du rostest…“
  • Anna Baragli gerät in die Fänge der Mayflowers. Diese verpassen ihr ein Wahrheitsserum, welches aber eine etwas andere Wirkung hat: „Ich fühle mich wie ein Delfin, der noch nie geschmolzenen Schnee geschmeckt hat.“

Obwohl die Mehrheit der Kinogänger lieber dem Originalton lauscht, erlangte gerade deshalb auch die deutsche Fassung dieses Films eine kleine Fangemeinde. Der deutsche Synchronsprecher von Bruce Willis, Thomas Danneberg, der auch zahlreichen anderen Hollywoodstars seine markante Stimme lieh, sagte mal in einem Interview Willis Text in diesem Fall sei „das komplette Gegenteil von seinen sonstigen knackig-trockenen Onelinern, die ihn möglichst männlich und cool wirken. Ich glaube, gerade dieser Mut zum sich-selbst-auf-die-Schippe-nehmen brachte ihm etliche Sympathiepunkte ein.“ Willis versuchte wohl das Flair aus der Serie Moonlighting mitzunehmen, in welcher er einen Detektiv mit Wortwitz spielt, der zwar immer sehr selbstsicher auftritt, sich aber eher naiv verhält. Und die Antwort auf eine weitere Frage, welche sich Viele stellten: Ja, Bruce Willis hat tatsächlich alle Songs selbst gesungen! will das aber nie wieder vor der Kamera tun, wie er später mal bemerkte.

Fazit:

Der Film vereint alles: von Overacting, über dumme Sprüche, unrealistischen, aber äusserst sehenswerten Stunts und einer verrückten Story mit kuriosen Wendungen, die einen erst beim Abspann durchatmen lässt. Obwohl man ihn glatt für eine Parodie auf filmische Titelhelden halten könnte, wurde der Klamauk bei seiner Erscheinung als Actionfilm beworben. Natürlich hatte es nie auf eine Oscar-Nominierung abgesehen, sondern will einfach nur unterhalten – allerdings in seinem eigenen Stil. Witz, Absurdität und übermütiger Einfallsreichtum tanzen hier darum Hand in Hand mit Willis und Aiello quer durch die Handlung. Um die breite Masse der Kinogänger ansprechen ist das too much. Wieder mal spaltete sich das Publikum in zwei Lager: für die Einen absolut tumb, für die Anderen brilliant als wäre er von Leonardo Da Vinci himself.

Share This:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert