Kurz:

Der Antrittsbesuch bei den Eltern seiner Freundin Rose wird für Chris zum seltsamen Erlebnis.

Lang:

Das Regiedebüt des Komikers Jordan Peele hat in den USA über 170 Millionen Dollar eingespielt. Das Ergebnis macht den Film nach „The Exorcist“ zum bislang zweiterfolgreichsten Horrorfilm für Erwachsene. Die Kritiker sind fast einstimmig in Jubelstürme verfallen. Peele hat sich auf die Spitze der begehrten Filmemacher katapultiert und einen Vertrag mit Universal-Pictures unterschrieben.

Ein kleiner Hinweis vorab: Um sich den Spass an „Get Out“ nicht nehmen zu lassen, sollte man ihn möglichst unvorbereitet sehen. In den Trailern wird bereits zu viel angedeutet.

Der Film spielt mit den Motiven des Aufeinanderprallen zweier Kulturen. Die weissen Eltern treffen auf den schwarzen Freund ihrer Tochter. Bereits nach kurzer Zeit ahnt man, dass etwas nicht stimmt. Erfreulich: Die Thematik des unterbewussten Rassismus wird ambivalent und meistens ohne erhobenen Zeigefinger behandelt.

Einen klassischen Horrorfilm sollte man hier dennoch nicht erwarten. Zwar werden bekannte Stilmittel wie dramatische Musik, flackernde Lichter und Schockmomenten eingesetzt, glücklicherweise übertreibt man es damit aber nicht. Stattdessen wird nach alten Regeln die Geschichte aufgebaut und inszeniert. Peele mixt gekonnt Sozialkritik, Komödie und Grusel und geht dabei erfrischend neue Wege. Hier gibt es keine Slasher-Klischees oder aufgesetzte Wackelkamera. Der kleine, feine Horror lodert für lange Zeit unter der Oberfläche und hält so die Spannung stets aufrecht.

Die Schauspieler sind grösstenteils passend besetzt und spielen ihre Figuren formidabel. Das gilt vor allem für die Hauptdarsteller Daniel Kaluuya („Sicario“) und Allison Williams („Girls“). Beide empfehlen sich mit ihren Leistungen für weitere Rollen.

Leider trüben einige Schönheitsfehler den positiven Gesamteindruck. So werden manche Charaktere wie die Bekanntschaften der Sippschaft oder der Bruder der Freundin schon beim ersten Auftauchen deutlich als üble Zeitgenossen entlarvt. Das wirkt leicht billig. Dazu kommt ein überdrehtes Schlussdrittel, welches im Kontrast zum mysteriösen Grundton der Geschichte steht. Der finale Twist wirkt wie aus einem Trashfilm übernommen und die Auflösung verschenkt das bitterböse Potenzial der Geschichte.

Fazit:

„Get Out“ gehört bereits jetzt zu den besten Thrillern des Jahres. Tolle Darsteller, ein intelligentes Spiel mit Klischees, Anlehnungen an Grössen wie David Lynch oder Stanley Kubrick und eine Prise Humor sind die Zutaten dieses Überraschungshits. Zum Klassiker fehlt aber noch Einiges. Für Genrefans ist die Handlung zu vorhersehbar geraten. Logikfehler bohren tiefe Löcher ins raffiniert konstruierte Fundament. Trotzdem ist „Get Out“ ein sehenswertes Erstlingswerk, welches den Hunger auf weiteres Material weckt.

 

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