Kurz:

John Goodman goes Howard Badman.

Lang:

8 Jahre nach dem Überraschungserfolg von „Cloverfield“ präsentiert noch No-Name-Regisseur Dan Trachtenberg die Quasi-Fortsetzung zur POV-Monster-Invasion. Erstaunlich, dass die Produktion des Sequels trotz Schauspielern wie John Goodman („Big Lebowski“) und Mary Elizabeth Winstead („Scott Pilgrim vs. the World“ und „Faults“) komplett unter dem Radar der Filmjournis durchfiel und so erst zwei Monate vor dem effektiven Release kommuniziert wurde.

Die Euphorie und Überraschung der „Cloverfield“-Fans zum vermeintlichen Sequel war entsprechend riesig. Vermeintlich, weil die Filmproduktion anfangs unter dem Titel „Valencia“ startete und absolut nichts mit dem Cloverfield-Universum am Hut hatte. Dann fiel das Skript aber der Produktionsfirma von J.J. Abrams („Star Wars – The Force Awakens“, „Lost“) in die Hände, welche husch Damien Chazelle („Whiplash“) engagierten, damit dieser zusammen mit den ursprünglichen Schreiberlingen („Josh Campbell“ und „Matthew Stuecken„) die Geschichte auf Alien-Invasion trimmen konnte. Tönt alles erzwungen und gesucht, trotzdem ist „10 Cloverfield Lane“ eine verdammt unterhaltsamer, cleverer Film geworden. (Und setzt nebenbei vielleicht sogar den neuen Standard, wie aus verschiedenen Filmen einheitliche Universen geschaffen werden können. Marvel hat es bereits vorgemacht, der Cash liegt in ineinander verschachtelten Filmen, welche ähnlich dem Serien-Prinzip süchtig macht und fesselt. Es ist also fast unumgänglich, dass Hollywood zukünftig weitere, vermeintlich losgelöste Stories zu blutsverwandten Kassenschlagern verbindet. Wir können nur hoffen, dass diese dann denselben Qualitätsstandard eines „10 Cloverfield Lane“ erreichen.)

Zum Film: Howard (John Goodman) ist ein paranoider Drecksack, welcher Michelle (Mary Elizabeth Winstead) und Emmett (John Gallagher Jr.) in seinem zum Überlebensbunker umgebauten Keller einsperrt und ihnen weismacht, dass draussen die Apokalypse stattgefunden hat. Michelle nimmt ihm dies natürlich nicht ab, auch weil der jähzornige Howard alles andere als vertrauenserweckend ist. Mehr sollte nicht verraten werden, nur soviel: Michelle (und auch die Zuschauer) werden im Verlaufe des Streifens eine ziemliches Wechselbad der Gefühle durchschwimmen. 

„10 Cloverfield Lane“ ist von der ersten bis zur letzten Minute fesselnd. Die Schauspieler brillieren in ihren Rollen. Vor allem Goodman serviert mit Howard einen Seelenverwandten zu Walter Sobchak. Und auch wenn Walter sogar dem Dude in „The Big Lebowski“ beinahe die Show stahl, dreht Goodman hier am Cloverfieldweg 10 sein Schauspiel-Level auf 11 (oder mehr). Mal manisch, mal sentimental, mal herzlich – der Antagonist Goodmans‘ ist der perfekte Gegenspieler von Winstead. Die flotte Amerikanerin beweist auch dieses Mal ihr sicheres Händchen bei ihrer Rollenwahl und spielt sich so langsam aber sicher in die Topliga Hollywoods hoch. Verdient.

Fazit:

Auch wenn die anfangs ungeplante Einbindung ins Cloverfield-Universum einen schalen Nachgeschmack hinterlässt, ist „10 Cloverfield Lane“ ein grandioses Kammerspiel mit zwei Schauspielern in Topform und einem Drehbuch, dass zum Fingernägelkauen einlädt. Einer der besseren Filme im 2016.

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