Kurz:

In einer Heilanstalt in den Bündner Alpen suchen gestresste Grossstadtmenschen ein Heilmittel gegen ihre Wohlstandskrankheiten.

Lang:

Der junge Lockhart, ein arroganter und ehrgeiziger Banker, dargestellt durch Dane DeHaan (Kill Your Darlings, The Amazing Spider-Man 2), wird beauftragt ein Vorstandsmitglied des grossen und herzlosen Finanzunternehmens, in dem er arbeitet, aufzusuchen und zurückzubringen. Die Zeit drängt, da die Firma kurz vor einer wichtigen Fusion steht und der Börsenkurs durch „buchhalterische Unregelmässigkeiten“ in die Tiefe gefallen ist. Schnell wird einem klar, wieso der greisenhafte CEO Pembroke vor der harten und gierigen Finanzwelt geflüchtete und deshalb die Ruhe in einem schweizerischen Kurort suchte. Denn im wunderschönen Sanatorium, dessen Aussenarchitektur ein Exempel der Neugotik darstellt und dessen Innenräume durch sterile Jugendstil-Elemente dekoriert sind, herrscht die totale Entschleunigung. Durch veraltete Gymnastikinstrumente und überholte Therapiemethoden hat man sogar das Gefühl, dass die Zeit stillgeblieben sei. Doch dieser Kurort wirkt rasch suspekter als ein schniefender Broker.

Das kreative Doppelgespann aus The Lone Ranger, Gore Verbinski und Justin Haythe, hat mit „A Cure for Wellness“ eine Mischung aus Horror und Thriller erschaffen, welche beim Zuschauer Anspannung, Unbehagen und Ekel hervorrufen. Und dabei hebt sich der Streifen von stereotypischen Slasher-Genre ab, da dieser subtiler, tiefgründiger und schwerer vorhersehbar ist. Auf Jump-Scares und Gore-Darstellungen wurde fast gänzlich verzichtet. Und trotzdem verpasst der Film einem ständig wieder einen leichten Angstschauer. Ein löbliches Affekt-Management, finden wir!

„A Cure for Wellness“ ist ganz klar ein detailverliebtes Werk. Ob Detailaufnahme auf das Auge eines ausgestopften Hirschkopfes, in welchem die Szene reflektiert wird, oder die Extreme Close-Ups beim Unterschrieben eines Dokuments; alle Einstellungen sind durchdacht und keinesfalls zufällig. Und genau diese ordnungsliebende Abfolge von Bildern trägt zur drückenden Stimmung bei. The Shining hat hier mit hoher Wahrscheinlichkeit als Inspiration gedient, wenn man die langen und leeren Gänge der Heilanstalt mit denen des Hotels vergleicht.

Die Themen, die in diesem Film angegangen werden, gehen von Kapitalismuskritik, über die Symbolik der Traumdeutung, bis hin zur Blutschande. Diese Vielseitigkeit der Thematiken hat nicht nur zur Folgen, dass das Hirn auf philosophische Art und Weise angeregt wird, sondern helfen dabei das Ende unvorhersehbarer zu gestalten, in dem der Zuschauer auf falsche Fährten gelockt wird.

146 Minuten des eigenen Lebens muss man opfern, um „A Cure for Wellness“ von Anfang bis Ende zu sehen. Das ist verdammt lange! Und dies ist auch der zentrale Kritikpunkt: Die Spielzeit ist zu viel zu ausufernd. Viele Szenen hätte problemlos gekürzt oder ganz weggelassen werden können, ohne dass das Endprodukt darunter gelitten hätte. Trotz der kolossalen Länge, bleibt der Streifen überaschenderweise die ganze Zeit über fesselnd.

Fazit:

Da „A Cure for Wellness“ dem Horror-Genre zugeordnet werden kann, ist es für diese Art von Filmwerk besonders erfrischend und deswegen empfehlenswert. Die Schauergeschichte wird auf eine intelligente und ästhetische Weise umgesetzt. Eine willkommene Abwechslung zu der Masse an stupiden Teenie-Blutbädern und „Saw-a-likes“. Aber eben doch nicht so tiefgründig und vielschichtig wie Der Zauberberg von Thomas Mann, welcher im Film selbst angedeutet wird. Ein Gefühl von Beklemmung und Spannung bescheren jedem Kinoliebhaber mit morbiden Geschmack eine nervenaufreibende Unterhaltung. Über die eher plumpe Auflösung am Ende lässt sich jedoch streiten.

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