Regen, sturmfrei und eine unbändige Lust nach Filmen? Zeit für einen kleinen Mini-Moviegangbang. Am ersten Wochenende im Juli 2016 nahmen wir uns wiedermal Zeit und vergnügten unsereins mit Film-Classics, B-Movies und vereinzelt auch richtig guten Filmen. Hier ein kleiner Sum-Up.

Sssssss (1973)

Tierhorror aus den 70ern – Teil 1. In „Sssssss“ verwandelt ein verrückter Wissenschaftler namens Dr. Stoner (…) unschuldige Gäste in längliche Amphibien und A-Teams‘ Templeton ‚Faceman‘ Peck nimmt unfreiwillig die Perspektive einer Schlange ein. Tönt extrem vielversprechend, ist aber dann nur halb so trashig, wie Titel und Prämisse versprechen. Herpetophobie ist der Fachbegriff für Leute, die ungerne mit Schlangen knuddeln und genau für jene Leute ist der Streifen der pure Horror. Analog dem unglaublichen „Roar (1981)“, in welchem die Schauspieler mit echten Raubkatzen interagierten, sind nämlich auch in „Sssssss“ die Schlangen echt und durchaus angsteinflössend. Allen voran die King-Cobra, die mit ihrer Grösse verdammt imposant wirkt. Wie es sich für 70er-Filme gehört, laden auch in „Sssssss“ schon alleine die Klamotten und Frisuren zum Fremdschämen ein. Die Mutation von Faceman in eine Schlange ist ziemlich spassig und hat hohen Trash-Faktor, doch dann hören die Best-Worst-Ingredienzien schon auf. „Sssssss“ bietet solide 70er-Horror-B-Movie-Kost – und das ist auf jeden Fall auch was.

John Carpenter’s Vampires (1998)

Zu Ehren des diesjährigen NIFFF zogen wir uns einen unterschätzten Klassiker des Grossmeisters John Carpenter („The Thing“, „They Live“, „Dark Star“ u.v.m.) rein. „Vampires“ ist cool. Dermassen cool, man verzeiht dem Streifen sogar, dass er sich teils nett, teils dreist beim zwei Jahre früher erschienenen „From Dusk Til Dawn“ bedient. „Vampires“, der Western-, Vampir- und Horror-Hybrid funktioniert auch heute noch, denn der Streifen führt seinen B-Movie-Charme mit gestählter Brust spazieren. Knackige Oneliners, handgemachter Gore und vor allem ein James Woods in Hochform sind auf der Haben-Seite zu verzeichnen. Ein weiterer Glanzpunkt ist Thomas Ian Griffith. Sein diabolischer Antagonist schmeisst mit grandiosem (Over-)Acting ein weiteres fettes Holzscheit ins brennende Trash-Inferno. Soundtrack, Setting, Schauspieler, Humor, Gore – hier stimmt so ziemlich vieles. Leider nicht das Drehbuch, so strecken unnötige Handlungsfäden den Film unnötig in die Länge. 20 Minuten straffer und „Vampires“ wäre ein absolutes B-Movie-Fest. Dennoch bleibt er ein gelungener Trash-Streifen für zwischendurch.

The Night Before (2015)

Wo Seth Rogen draufsteht, ist auch Seth Rogen drin. „The Night Before“ ist wie alle Vehikel aus der „Superbad 40 Years Old, Knocked Up Neighbours“-Ecke. Zu Teilen amüsant, leicht verdaulich und schnell vergessen. „The Night Before“ macht hier keine Ausnahme. Im Gegenteil, der Film wirkt, als hätten vier verschiedene Drehbuchautoren am Skript herum gebastelt (was leider auch der Wahrheit entspricht). Joseph Gordon-Levitt überzeugt mit Comedy-Skills, ein paar Cameos treffen ins Schwarze und Rogen ist Rogen – im Guten wie im Schlechten. Der Rest ist massentaugliche, unüberraschende aber unterhaltsame Filmkost. Nicht mehr – nicht weniger.

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Popstar – Never stop never stopping (2016)

Andy Samberg (not Jesse Eisenberg), Akiva Schaffer und Jorma Taccone sind „The Lonely Island“, eine amerikanische Comedy-Truppe und Band, die seit 2006 in regelmässigen Abständen geniale Musik-Video-Parodien auf die Menschheit loslassen. (Check them out!) Via „Saturday Night Live“ wurde aus dem Trio schnell eine feste Grösse im Comedy-Zirkus. Bereits 2007 glänzte das Trio im sträflich unterschätzten Film „Hot Rod“ und fast 10 Jahre später liefern sie jetzt mit „Popstar – Never stop never stopping“ ihren zweiten Spielfilm nach. „Pop, there goes my heart“, der Streifen ist ein Erfolg. Der Humor sitzt, und das selten bis nie unter der Gürtellinie, die Songs sind catchy und verdammt böse, die Schauspieler geben ihren Charakteren lieber Tiefe anstelle, dass sie damit den Kasper machen und die Cameos, … ach es hat dermassen viele davon, es ist müssig einzelne aufzuzählen, kurz: die Cameos sind eine Wucht. (Wer „The Lonely Island“ kennt, kann etwa abschätzen, welche Promis sich ein weiteres Mal unter deren Fittiche nehmen lassen.) Gehalten im Dokumentar-Stil, erinnert der Streifen an Perlen wie „This is Spinal Tap“ oder “ Walk Hard: The Dewey Cox Story“ und liefert die perfekte Parodie auf den Pop-Zirkus. (Quote: Conner’s music may not be what I listen to in my free time, but it seems to make so many people money.) Justin Bieber, Robbie Williams und Konsorten werden zwar nie namentlich durch den Dreck gezogen, aber es ist klar auf wen die einsame Insel zielt. „Popstar – Never stop never stopping“ macht Spass – und vor allem alles richtig.

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The Demolisher (2015)

Tolles Artwork, grandiose Reviews (auf dem Filmplakat), nette Revenge-Prämisse und ein knackiger Filmtitel: gekauft! Boy, was I wrong. Aufmerksame Leser haben sicherlich festgestellt, dass auf dem Titelbild zu diesem Blogeintrag nur 9 Filme abgebildet sind. Selbstverständlich gewollt, den „The Demolisher“ ist ein klarer Fall von Etikettenschwindel und eine waschechte Zumutung. Der Streifen hat es schlichtweg nicht verdient, mit den anderen Filmen auf einem Bild zu erscheinen. Selten hat mich ein Film dermassen genervt (remember Roller Blade Seven?). Alles was „The Demolisher“ mit seinem unsympathischen Schauspielerpack demolished sind die Nervenstränge der Zuschauer. Billig, dumm, aufgesetzt, konfus und vor allem – und das ist das Schlimmste daran – saulangweilig. Wer sich gerne von einem „Film“ den Abend demolisieren möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Allen anderen: holt euch eine Kübel Farbe aus dem Keller und streicht euren alten Holztisch an und schaut anschliessend der Farbe beim Trocknen zu. Ist garantiert spannender.

Hush (2016)

„Hush“ ist ein kleiner, feiner Horror-Thriller aus der Schmiede des Ehepaars Siegel/Flanagan. Während Kate Siegel das Drehbuch mitverantwortet und die Hauptrolle spielt, hat ihr Gatte Mike Flanagan sowohl beim Drehbuch als auch bei der Regie das Zepter in der Hand. Siegel spielt eine taubstumme Schriftstellerin, die in einer abgelegenen Waldhütte gegen eine hartnäckige Schreibblockade und einen sadistischen Eindringling kämpft. Gefilmt in nur 18 Tagen ist „Hush“ ein Indie-Horror-Filmchen, das sich gewaschen hat. Siegel brilliert in der Opferrolle, die Stimmung ist beklemmend und die Taubstummheit eindrücklich einfangen, sowohl visuell, wie auch akustisch. Im ganzen Film stecken weniger als 15 Minuten Dialog, die restlichen 65 Minuten sind aber vollgestopft mit Spannung, Sadismus und gelungenen Twists. Obwohl das „Home-Invasion“-Genre ziemlich ausgelutscht ist und sowieso nach „Funny Games (1997)“ diesbezüglich alles gesagt ist, was es dazu zu sagen gibt, erkämpft sich „Hush“ einen verdienten Platz in dieser Film-Nische. Nice.

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Southbound (2015)

Wie „Wild-Tales (2014)“, nur richtig wild. Seit ein paar Jahren sind Anthologien-Filme unabwendbar („VHS“, „The ABC of Death“ etc.) und meist hält die Summe der Episoden-Filme nicht, was die einzelnen Teile versprechen. Bei „Southbound“ ist dies glücklicherweise anders. In diesem Streifen gelingt es erstaunlich gut, die einzelnen makaberen Kurzgeschichten in eine plausible Rahmenhandlung zu pressen. Und obwohl ein Grossteil der für die „VHS“-Trilogie verantwortlichen Crew am Start ist, verzichtet „Southbound“ komplett auf das meist nervige POV- und Found-Footage-Stilmittel. Wunderschön beklemmt auch die Wüstenkulisse als Setting. Der Highway-Abschnitt in der Mojave-Wüste legt das atmosphärische Dach über die Mystery-, Home-Invasion-, Horror-, Thrill- als auch Road-Trip Elemente. „Southbound“ ist eine ultraschwarze, verdammt blutige Mischung aus dem eingangs erwähnten argentinischen „Wild Tales“ und den besten Episoden von „Twilight Zone“. Nebst dem schwarzem Humor und dem Reichtum an abstrusen Einfällen, glänzen im Film die handgemachten Splatter-Effekte. Horror/Gore-Fans werden auf jeden Fall an diesem kurzweiligen Streifen ihren Spass haben.

Monsters – Dark Continent (2014)

Nachdem „Monsters (2010)“ besonders auf dem Heimkino-Markt Überraschungserfolge verzeichnete und Regisseur Gareth Edwards innert kurzer Zeit zum It-Guy in Hollywood aufstieg ((Godzilla (2014), Rogue One: A Star Wars Story (2016)), war es natürlich unvermeidlich, dass dem subtilen Monster-Film ein Sequel aufgebrummt wurde. Vorhang auf für „Monsters – Dark Continent“. Wie schon bei seinem Vorgänger sind auch in „Dark Continent“ die Monster nur nette Nebenausstattung. Im Zentrum stehen wiederum menschliche Abgründe, Bedürfnisse und Sorgen. Dieses Mal ist es aber kein Turteltäubchen-Techtel-Mechtel, das in den Fokus rückt, sondern der Krieg im Nahen Osten. 10 Jahre nachdem sich die Aliens auf der Erde niedergelassen haben, sind die Menschen dran die Invasion in Schach zu halten. Spoiler-Alarm: der grösste Feind der Menschen sind sie selbst. „Monsters – Dark Continent“ hat mit knapp 120 Minuten Laufzeit seine Längen und pendelt teils unbedarft thematisch zwischen US-Army-Propaganda und knallharter Kriegskritik. Die Action ist solid, Explosions-Galoren olé, die Effekte ansprechend und das Schauspiel ansehnlich. Trotzdem lässt der Streifen einen fahlen Nachgeschmack zurück, irgendwie wäre wohl auch hier – wie sei Vorgänger vormachte – weniger mehr gewesen.

Fateful Findings (2013)

Neil Breen, du bleibst unser Held. Wer schafft es schon heutzutage, in den Schlusscredits seinen Namen hinter 90% aller Funktionen zu schreiben – und dies teils sogar kodiert. (Weil Neil Breen findet, dass 26x „Neil Breen“ in den Credits wohl doch ein bisschen zu viel des Grössenwahns ist, erfindet er extra diverse Firmennamen, schreibt diese aber mit grossem N oder B, um dann am Schluss des Abspanns darauf hinzuweisen, dass ebendiese Firmen dann doch einfach nur Platzhalter für „Neil Breen“ seien. Not kidding!) Mr. Breen bezeichnet sich als Indie-Filmmaker und schwört, dass es sich bei seinen Produktionen NICHT um Midnight-Movies handelt. So schmäht er auch alle Trash-Film-Abende und hasst Auszeichnungen im Best-Worst-Univesum. Aber genau das ist er und (unfreiwillige) Kultmovies sind seine Spezialität. Nachdem wir schon „I Am Here…. Now (2009)“ mit Neil Breen als Gott abgefeiert haben, können wir mit Erleichterung verkünden, dass auch „Fateful Findings“ keinen Deut besser ist. In „Fateful Findings“ spielt Breen einen einfachen Schriftsteller, welcher, nachdem er von einem Rolls-Royce über den Haufen gefahren wurde, mit Hilfe seiner fünf (…) Laptops Verschwörungstheorien aufdeckt. Selbstverständlich trieft auch dieser Streifen vor pseudo-ökologischen Botschaften und Blümchen-Romantik, das Schauspiel passt perfekt zum erbärmlichen Gesicht Breens, das Editing ist auch in „Birdemic 2 – The Ressurection (2014)“ nicht besser und die Dialoge könnten auch aus der Feder Tommy Wiseaus stehen. Wer schlechte Filme mag, MUSS Neil Breen kennen lernen. Wer uns nicht glaubt, kann „Fateful Findings“ unten in seiner ganzen Herrlichkeit geniessen. Enjoy!

Zaat (1971)

Zaat“ ist ein US-amerikanischer Monsterfilm aus den 70ern und fischt in ähnlich seichten Gewässern, wie der eingangs erwähnte „Sssssss“. Hier heisst der irre Professor Dr. Kurt Leopold, welcher nach endlosem Herumexperimentieren das grandiose, radioaktive Element ZaAt entwickelt. Hurrah, denn damit kann Leopold endlich seinen grossen Traum verwirklichen und Menschen in wandelnde Wels-Monster verwandeln. Ehre wem Ehre gebührt – Leopold injiziert sich natürlich zuerst mit dem Serum und mutiert subito zum Fish-Men. Blöd, dass er ab jetzt einen unheimlichen Appetit nach Menschenfleisch entwickelt. Tönt nach einem B-Movie-Spass-Fest, ist es aber nur bedingt. Das mit Abstand Beste (und Schlechteste) an diesem Streifen ist natürlich das mit Gips, Moos und reichlichen Grünstiften gefertigte Kostüm. Erstaunlicherweise scheint das Teil sogar wassertauglich, dennoch ist, spätestes als der arme Schauspieler blind durch Seen und düstere Keller stolpert, offensichtlich, dass die Verkleidung in Sachen Praktikabilität, Mobilität und Bequemlichkeit nahe an menschliche Folter grenzt. Restlos jede Szene mit dem Fischmann hat entsprechend einen hohen Unterhaltungswert. Der Rest zieht sich leider in die länge. Zwar langweilt „Zaat“ langweilt selten und hat seinen Platz im Best-Worst-B-Movie-Kosmos verdient, der ganz grosse Wurf ist der Streifen aber definitiv nicht. Ihr könnt unten ein Bild machen und „Zaat“ unten in seiner Gänze ansehen.

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